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XXXVI Zur indischen Volkskunde, Kultur- und
Kunstgeschichte

Eine unvergleichliche Fülle wechselnder Eindrücke erwartet
den Reisenden in Indien. Die Mannigfaltigkeit der Landschafts-
bilder
ist durch die Größe des Landes und durch die Verschieden-
heit
der Höhenlagen, des Klimas und anderer natürlicher Ver-
hältnisse
bedingt. Auffallender aber ist die Mannigfaltigkeit, die
der Mensch in seiner Erscheinung und seinen Lebensäußerungen,
in Sprache, Kultur und Religion aufweist. Zwar haben fast alle
Inder schwarzes oder dunkelbraunes Haar und beinahe ausnahms-
los
dunkelbraune Augen; aber ihre Hautfarbe zeigt alle nur denk-
baren
Schattierungen von dem reinen Schwarz der Andamaner und
südindischer Rassen bis zu der Elfenbeinfarbe der Frauen von
Kaschmîr und dem Hellbraun der höheren Kasten Nordindiens,
das kaum von der Hautfarbe der südeuropäischen Völker zu unter-
scheiden
ist. Vorherrschend ist Braun in den verschiedensten Ab-
stufungen
; doch ist auch Grau stark vertreten. Obgleich die Rassen-
mischung
in Indien längst zum Stillstand gekommen ist, so hat sie
doch in vorhistorischer Zeit ein Gewirr von Volkstypen erzeugt, in
das die Ethnologen nur insoweit Ordnung zu bringen vermögen, daß
sie sieben Hauptgruppen unterscheiden. Aber auch diese großen
Gruppen sind nicht scharf geschieden, sondern gehen unmerklich
ineinander über.

Von allen Eingeborenen Indiens stehen dem Volkscharakter
nach am höchsten die Parsen (Pârsîs), die in einer Zahl von
100100 als wohlhabende Kaufleute an der indischen Westküste
leben, meist in Bombay und Baroda, nur etwa 7000 in anderen See-
städten
wie Surat, Barotsch und Karatschi. Sie sind von kräftigem
Körperbau, von gelblicher Hautfarbe und vollem, fleischigem Ge-
sicht
mit vielfach ausgesprochen semitischen Zügen, die wahr-
scheinlich
auf uralte babylonische, vielleicht auch auf jüdische
Beimischung aus der Zeit des Exils zurückzuführen sind. Euro-
päischer
Bildung sind sie sehr zugänglich. Während die Frauen an
ihrer leichten, geschmackvoll farbigen und oft reichen National-
tracht
, mit dem Überwurf, der das Gesicht einrahmend vom Scheitel
herunterfällt, durchaus festhalten, haben die Männer vielfach ihre
weiße Baumwollkleidung mit europäischer Tracht vertauscht; doch
tragen sie den Rock regelmäßig bis an den Hals zugeknöpft und
ohne Ausnahme die schwarze oder dunkelbraune Kopfbedeckung, die
einem Zylinderhut ohne Krempe mit hinten abgerundetem Oberteil
ähnelt. Der Orientale bequemt sich ja überhaupt, auch wenn er